Sebastian Wells
Profil
Seit 2019 Mitglied der Agentur Ostkreuz, wurde Sebastian Wells 1996 in Königs Wusterhausen geboren, lebt in Berlin und ist fast überall zu Hause. Seine Bilder entstehen frei und im Auftrag und sind regelmäßig in Ausstellungen oder Zeitungen und Magazinen zu sehen.
Er war gerade 15 Jahre alt, als eine Reihe von Verletzungen den leidenschaftlichen Läufer daran hinderten, weiter ambitioniert Sport zu machen. Wells eiferte daraufhin nicht mehr großen Leichtathleten nach, sondern denjenigen, die sie in Szene setzten und fing kurzerhand an, als Sportfotograf zu arbeiten. Nur fünf Jahre später, inzwischen als Fotografiestudent an der Ostkreuzschule, schoss er bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ein Foto von Usain Bolt, dass daraufhin vom Deutschen Sportjournalistenverband zum Sportfoto des Jahres gekürt wurde. Was ihn jedoch eigentlich interessierte, war nicht der Sprintstar selbst, sondern der Raum, der ihn umgibt. Die Inszenierung großer (Sport-)bühnen abseits des Nachrichtengeschehens mit einem distanzierten Blick auf das Massenspektakel prägen seine Bilder der Olympischen Spiele („Olympia“, 2016-2024). Sie sind erzählerisch, ohne zu viel zu verraten. Auf jener Sensibilität für Räume und Personenkonstellationen beruhen auch seine Arbeiten, die von Alltagsbeobachtungen ausgehen: Während „Utopia“ (2018-2019) die provisorische Welt der Flüchtlingslager in den Blick nimmt, erzählen seine Bilder in „La Rada di Augusta“ (2019-2020) vom Leben rund um eine der größten und schmutzigsten Ölraffinieren Europas im Südosten Siziliens.
Seine jüngeren Arbeiten brechen mit dieser Bildsprache. In verschiedenen fotografischen Experimenten seziert er nationalistische Denkmuster am Beispiel Flanderns („Typ/Traube/Tross“, 2021-2023) und hinterfragt, nach seinem unbekannten Großvater forschend, den Platform-Kapitalismus großer Genealogie-Konzerne („A Garden of Roots“, 2023). Im Frühjahr 2022 gründete Wells zusammen mit dem ukrainischen Fotografen Vsevolod Kazarin das englischsprachige Magazin Solomiya, das ukrainischen und internationalen Künstler*innen eine Bühne bietet und gleichermaßen in Kyjiw und Berlin produziert wird.